Drama um zwei Katzen

Magistrat zeigt keine Gnade bei Hospiz-Patientin

Wien
07.06.2025 11:00

Eine Palliativpatientin wird von der Stadt Wien bitter im Stich gelassen. Trotz größter Schmerzen und Hilflosigkeit soll sich die schwerst krebskranke Pensionistin in ihren letzten Lebenstagen um den Verbleib ihrer beiden Katzen kümmern. Das Veterinäramt empfiehlt, etwa im Internet einen neuen Platz zu suchen. 

Schon länger baute Erika S. (Name geändert) gesundheitlich ab, selber wahrhaben wollte das die 68-jährige Wienerin aber nicht. Erst als die Schmerzen gar nicht mehr auszuhalten waren, ging sie ins Krankenhaus. 

Dort die Schockdiagnose der Ärzte: Krebs im Endstadium und eine äußerst kurze prognostizierte Lebenserwartung. Völlig konsterniert verließ sie auf „Revers“ die Klinik, denn ihre Gedanken galten auch ihren beiden 13-jährigen Katzen, die daheim auf sie warteten. 

Hilfe aus der Nachbarschaft
Als Bekannte sich nach der Frau erkundigten, stellten sie fest, dass sie kaum mehr gehfähig war und sich weder um sich selbst noch um ihre geliebten Tiere kümmern konnte. Also Gefahr im Verzug! „Für Frau S. fand sich eine passende Lösung, denn in ihre Wohnung konnte sie nicht mehr zurück. Die betagten Stubentiger zu vermitteln, gestaltete sich aber schwierig“, so eine Bekannte zur „Krone“-Tierecke.

Das „Büro für Sofortmaßnahmen“ riet ihr, sich ans Veterinäramt (MA 60) zu wenden. Denn dieses sollte laut Gesetz im Falle von „zurückgelassenen Tieren“ aktiv werden. Doch statt schneller Hilfe kam von der MA60 die ernüchternde Mitteilung: Man solle sich bitte selbst um einen Platz für die Tiere bemühen – etwa via Verkaufsplattform oder soziale Medien.

Nicht jeder Palliativpatient ist noch in der Lage, selbstständig die Nachsorge für sein Tier zu ...
Nicht jeder Palliativpatient ist noch in der Lage, selbstständig die Nachsorge für sein Tier zu regeln.Vorallem, wenn es keine Angehörigen oder sonstige Bezugspersonen gibt.  (Symbolbild)(Bild: alonaphoto - stock.adobe.com)

Eine Abgabe an das stadteigene TierQuarTier sei laut Magistrat nicht möglich, das würde erst passieren, wenn die Frau verstirbt oder die Tiere aufgrund eines akuten Notfalls unversorgt wären. Warum diese Situation nicht unter „akuter Notfall“ eingestuft wurde, ist unbekannt. 

Keine Ausnahme in sensiblen Situationen
Auf „Krone“-Anfrage macht die Behörde deutlich: „In der Regel werden Menschen nicht innerhalb eines Tages zu Palliativpatienten. Daher sind Vorsorge und eine rechtzeitige Entscheidung im Sinne des Tierwohls umso wichtiger“, so das Statement der Pressesprecherin. 

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Wer keine Familie mehr hat, muss sich doch wenigstens auf die Stadt verlassen können – besonders, wenn das Leben zu Ende geht.

Maggie Entenfellner, Leitung „Krone“ Tierecke

Natürlich – eine rechtzeitige Abgabe wäre sinnvoll gewesen und ist die Pflicht eines verantwortungsvollen Tierhalters. Doch wie realistisch ist das für eine kranke, einsame Frau ohne Angehörige, deren Tiere zum Lebensinhalt geworden sind und die ihre Krebserkrankung verdrängt hat?

„Wer keine Familie mehr hat, muss sich doch wenigstens auf die Stadt verlassen können – besonders, wenn das Leben zu Ende geht“, zeigt sich Tierecke-Chefin Maggie Entenfellner fassungslos über den Härtefall. „Es geht hier nicht nur um Tiere, sondern auch um Menschenwürde.“

Die beiden Katzen wurden ins Tierschutzhaus Vösendorf gebracht und werden dort aufopfernd ...
Die beiden Katzen wurden ins Tierschutzhaus Vösendorf gebracht und werden dort aufopfernd gepflegt. Ob sie noch einmal ein richtiges Zuhause finden, ist ungewiss. (Bild: Tierschutz Austria)

Die beiden Katzen wurden mittlerweile aus der Wohnung abgeholt und zu „Tierschutz Austria“ nach Vösendorf gebracht. Nicht dank der Behörde, sondern durch engagierte Helfer, denen der Verbleib der Tiere am Herzen liegt. Ob die beiden Katzen zu beherzten Tierfreunden auf einen Gnadenplatz vermittelt werden können, steht noch nicht fest. 

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