Der Verkehrsclub Österreich äußerst deutliche Kritik an der Abgeltung für Menschen, die zur Arbeit pendeln. Ganz besonders die kleine Pendlerpauschale und der Pendler-Euro sind der Organisation ein Dorn im Auge.
„Schon die bisherige Pendlerförderung weist neben gravierenden ökologischen Mängeln eine soziale Schieflage zugunsten der hohen Einkommen auf. Mit der Verdreifachung des Pendlereuros geht die Schere zwischen Gering- und Hochverdienenden weiter auseinander“, kritisiert Mobilitäts-Experte Michael Schwendinger vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fest. Der VCÖ weist auf die Analyse des parlamentarischen Budgetdiensts hin. Demnach kostet die Verdreifachung des Pendlereuros bis zum Jahr 2029 satte 700 Millionen Euro.
Die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen erhalten mit 140 Millionen Euro das größte Stück vom Förderkuchen. Während die 20 Prozent mit dem niedrigsten Einkommen drei Prozent erhalten, bekommen die 20 Prozent mit dem höchsten Einkommen mit 36 Prozent zwölfmal so viel. Zudem erhalten Besserverdiener für den gleichen Arbeitsweg mehr Pendlerpauschale als Wenigverdiener.
Auch bei der bundesweiten Verteilung der finanziellen Unterstützung sieht Schwendinger Mankos: So zählt Vorarlberg zu jenen Bundesländern, in denen ein deutlich geringerer Anteil der Erwerbstätigen Pendelpauschale und Pendeleuro erhalten als im Österreich-Schnitt. Von Vorarlbergs rund 195.000 unselbständig Erwerbstätigen beziehen rund 45.000 eine Pendelpauschale, das sind 23 Prozent. 77 Prozent der Beschäftigten im Ländle erhalten keine Pendlerpauschale und auch keinen Pendlereuro. Österreichweit beziehen rund 42 Prozent der Erwerbstätigen eine Pendlerpauschale, in Niederösterreich beispielsweise mehr als die Hälfte.
In Österreich gibt es für den Arbeitsweg mehrere Förderungen gleichzeitig: Verkehrsabsetzbetrag, Pendlerpauschale, Pendlereuro und weitere Bundeslandzuschüsse. Obwohl der Verkehrsabsetzbetrag von 487 Euro pro Jahr bereits die Aufwendungen für Arbeitswege pauschal abgelten soll, gibt es zusätzlich bereits ab einem Arbeitsweg von zwei Kilometern Pendlerpauschale plus Pendlereuro, wenn kein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht, wie der VCÖ zeigt. Wer öffentliche Verkehrsmittel in der Nähe hat, erhält die kleine Pendelpauschale, auch dann, wenn mit dem Auto gefahren wird. „Obwohl die Arbeitswege an Werktagen der häufigste Mobilitätszweck sind und es täglich im Pendelverkehr zahlreiche Staus gibt, mangelt es bei den Pendelförderungen an Anreizen, den Öffentlichen Verkehr, das Fahrrad oder zumindest Fahrgemeinschaften zu nutzen“, erklärt Schwendinger. Der VCÖ schlägt daher vor, die kleine Pendelpauschale in eine Sachleistung in Form eines regionalen Klimatickets umzuwandeln.
Ausbau der Öffis
Das Geld, das bei den Pendlerförderungen an wohlhabende Haushalte eingespart wird, soll in den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs in den Regionen investiert werden, betont der VCÖ. Damit kann die Bevölkerung in den Regionen aus ihrer Autoabhängigkeit befreit werden. Gleichzeitig können Staus und Verkehrsprobleme reduziert und die Klimabilanz des Verkehrs verbessert werden. Laut WIFO kosteten bisher die Pendlerpauschale und der Pendlereuro 500 Millionen Euro pro Jahr, mit der Verdreifachung des Pendlereuros kommen weitere 200 Millionen Euro dazu
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